Was ist Demut?

Rund um Bibel und Glaube
stereotyp
Beiträge: 907
Registriert: Fr 31. Jul 2020, 23:52

Re: Was ist Demut?

Beitrag von stereotyp »

Spice hat geschrieben: Di 11. Jul 2023, 10:06 Demütig zu sein, heißt alles widerstandslos anzunehmen, was das äußere Leben mit einem macht. Also keine Abwehr, keine Aggressivität.
Ja, sehe das ähnlich. Unterwürfigkeit.
Kein Gefallen hat der Tor an Einsicht, sondern nur an der Entblößung seines Herzens.
Sprüche 18,2 (Elb)
Benutzeravatar
Helmuth
Beiträge: 15165
Registriert: So 5. Jun 2016, 12:51
Wohnort: Wien

Re: Was ist Demut?

Beitrag von Helmuth »

Zippo hat geschrieben: Di 11. Jul 2023, 09:49 Zitieren wir doch einfach mal ein paar Bibelverse, die sich mit der Demut beschäftigen und sie beschreibe.
Gute Idee, aber dennoch suche ich keine Definiton, wie man sie in einem Wörterbuch finden würde, sondern mehr praxisbezogene Beispiele. Es ist auch schwer sie abstrakt zu besschreiben, was aber typisch für unsere Art zu denken ist. Wenn Jesus sagt, dass er von Herzen demütig, woran erkennt man das dann?
Zippo hat geschrieben: Di 11. Jul 2023, 09:49 Und er hatte einen Dorn im Fleisch, Satans Engel, der ihn mit Fäusten geschlagen hat, damit er sich angesichts seiner Offenbarung nicht überhebt. 2 Kor 12,7
So steht es geschrieben, und das sagte der Herr zu ihm, nicht er über sich selbst. Also war Paulus von sich aus nicht wirklich demütig, ansonsten hätte der Herr einen solchen Zugriff des Satans nicht erlaubt. Jesus kannte seine Stärken, aber mit Sicherheit auch seine Schwächen.

Und ich lege es mal so aus, dass bei Paulus Demut nicht seine Stärke war. In mehreren Briefen jammert er auch an mehreren Stellen, weil er nicht voll anerkannt wurde. Darüber sollte er aber erhaben sein, denn ihn ernannte der Herr und keine Menschen. Bei Petrus hingegen sehen wir das eher, aber sicher sagen kann ich es nicht.

Ich habe mich aber z.B gefragt, warum Petrus nicht der erste und führende Apostel Jerusalems geworden ist. Jesus hatte doch gerade ihn auserwählt seinen Brüdern voranzugehen. In der Anfangszeit tat er das auch, und dann? Etwas zu tun, oder auch nicht zu tun, was gefordert wird, ist aber noch keine Demut.

Später übernahm Jakobus die Führerschaft und von Petrus ist nur mehr noch am Rande die Rede. Hingegen wurde Paulus immer bedeutender. Das gibt Aufschluss darüber, dass sich Petrus mit seiner Erwählung nicht in den Vordergrund stellen wollte und die Entscheidungen in apostolischen Fragen anderen überließ.

Wir sehen in Apg. 15, dass er zwar seinen Beitrag geleistet hatte, aber das letzte und verbindliche Wort für die Gemeinde hatte Jakobus gesprochen. Jakobs war aber gar keine Apostel. War das nun Demut oder Feigheit seitens Petrus? Oder füllte Jakobus damit nur eine Lücke, weil Petrus führungsschach wurde?

Bei Jesus und auch Paulus sehen wir, dass sie ihre Aufträge auch ausführten und dazu klare Ansagen machten. Sie nahmen ihre Rolle also sehr ernst. Aber sollte dies nicht Petrus fortsetzen? Jesus hatte bei seinen Jüngern auch immer das letzte Wort. Und er ist wohl das erste Vorbild in Sachen Demut.

Demut ist also nicht das, was man tut oder nicht tut, sondern eine Haltung. Demut und Herrschaft sind auch keine Gegensätze, sondern brauchen einander, das meine ich. David war so ein Mann, sehr energisch und manchmal auch über die Strenge schlagend, aber er ließ sich auch etwas sagen und machte keinen nieder, der er ihn dafür kritisiert hatte.

stereotyp hat geschrieben: Di 11. Jul 2023, 10:25
Spice hat geschrieben: Di 11. Jul 2023, 10:06 Demütig zu sein, heißt alles widerstandslos anzunehmen, was das äußere Leben mit einem macht. Also keine Abwehr, keine Aggressivität.
Ja, sehe das ähnlich. Unterwürfigkeit.
Das gilt für mich nur dann, wenn es sich um die Unterwürfigkeit unter Gott handelt und Gott es auch dezidiert fordert. Gegenüber Menschen gelten aber andere Maßstäbe. Ich habe eine andere Vorstellung von Demut.

Sie hat nichts mit Passivität zu tun, wonach Spices Aussage klingt. Bei mir klingt das nach einem sich Hingeben dem Götzen "Schicksal". von Muslimen "Kismet" genannt. So sicher nicht, denn das wäre nicht mein Gott.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
Benutzeravatar
Oleander
Beiträge: 18570
Registriert: Sa 2. Feb 2019, 00:04

Re: Was ist Demut?

Beitrag von Oleander »

Helmuth hat geschrieben: Di 11. Jul 2023, 11:19 Wenn Jesus sagt, dass er von Herzen demütig, woran erkennt man das dann?
An seinen Reaktionen auf xxx, sein Verhalten im Alltag in jeder Situation, seinen Umgang mit den Nächsten(Mitmenschen)
Da ich Jesus(den Menschensohn) nicht persönlich kannte (als er auf Erden wandelte)= nicht dabei war, kann ich auch nichts "erkennen"

Das was du zitiert hast:
denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig
..Ist eine Aussage, die er über sich selber traf...
Begegne dem, was auf dich zukommt, nicht mit Angst, sondern mit Hoffnung.
Benutzeravatar
Lena
Beiträge: 5636
Registriert: So 1. Sep 2013, 18:33

Re: Was ist Demut?

Beitrag von Lena »

stereotyp hat geschrieben: Di 11. Jul 2023, 10:25
Spice hat geschrieben: Di 11. Jul 2023, 10:06 Demütig zu sein, heißt alles widerstandslos anzunehmen, was das äußere Leben mit einem macht. Also keine Abwehr, keine Aggressivität.
Ja, sehe das ähnlich. Unterwürfigkeit.

Freiwillige Hingabe an das Leben, mit einer bejahenden Haltung, tönt feiner :).
Benutzeravatar
Oleander
Beiträge: 18570
Registriert: Sa 2. Feb 2019, 00:04

Re: Was ist Demut?

Beitrag von Oleander »

Helmuth hat geschrieben: Di 11. Jul 2023, 11:19 Später übernahm Jakobus die Führerschaft und von Petrus ist nur mehr noch am Rande die Rede.
Vielleicht wollte Petrus kein "Führer" mehr sein und es zeugt eher von Demut, wenn er anderen diese überlässt?
Oder Gott zog ihn davon ab, weil er was anderes mit ihm vorhatte?
Man weiß es nicht.

Was aber geschrieben steht ist(laut Bibel):
Mt 16,18 Aber auch ich sage dir: Du bist Petrus, und auf diesem Felsen werde ich meine Gemeinde bauen, und des Hades Pforten werden sie nicht überwältigen.
Begegne dem, was auf dich zukommt, nicht mit Angst, sondern mit Hoffnung.
Benutzeravatar
Oleander
Beiträge: 18570
Registriert: Sa 2. Feb 2019, 00:04

Re: Was ist Demut?

Beitrag von Oleander »

Helmuth hat geschrieben: Di 11. Jul 2023, 11:19 Demut ist also nicht das, was man tut oder nicht tut, sondern eine Haltung. Demut und Herrschaft sind auch keine Gegensätze, sondern brauchen einander, das meine ich.
Aus deinen Worten(also die Art, sie zu bringen) gehe ich davon aus, dass du sehr wohl verstehst, was Demut im biblischem Sinn bedeutet.
Warum dann die Frage: "Was ist Demut?"... in die Gesprächsrunde?
Begegne dem, was auf dich zukommt, nicht mit Angst, sondern mit Hoffnung.
Benutzeravatar
Lea
Beiträge: 514
Registriert: Mi 31. Aug 2022, 17:44

Re: Was ist Demut?

Beitrag von Lea »

Helmuth hat geschrieben: Sa 8. Jul 2023, 10:19 Was genau aber ist Demut?
Ich verstehe Demut als etwas, das Mut beweist, die Rangordnung und Definition von "Mut" zu durchbrechen.
Jesus hat ein praktisches Beispiel gebracht, mit der Fußwaschung in Joh. 13,1-20

Jesus wusste, dass der Vater ihm alles gegeben hatte (Vers 3). Und darum konnte er ein Diener sein. Jesus war nicht abhängig von den Normen der Menschen. Das hat er mehrfach bewiesen. Und ich denke, so ist auch Demut zu verstehen, dass man den Mut hat, Diener zu sein, wo man eigentlich lieber der Herr sein will. Oder auch da, wo man sich selbst als Lehrer/Anführer versteht, aber Bereitschaft zeigt, Kritik anzunehmen und sich belehren zu lassen ... von denen, die man eigentlich lieber belehren würde.
Glauben (an Gott) funktioniert nicht, indem man "über" den Glauben redet, sondern indem man Glauben LEBT.
Sichtbar werden die Spuren indem sie hinführen zu Gott. Denn Gott findet man nur bei Gott selbst.
Benutzeravatar
Helmuth
Beiträge: 15165
Registriert: So 5. Jun 2016, 12:51
Wohnort: Wien

Re: Was ist Demut?

Beitrag von Helmuth »

Lea hat geschrieben: Di 11. Jul 2023, 12:05 Oder auch da, wo man sich selbst als Lehrer/Anführer versteht, aber Bereitschaft zeigt, Kritik anzunehmen und sich belehren zu lassen ... von denen, die man eigentlich lieber belehren würde.
Dem stimme ich zu. Die Kritikfähigkeit habe ich schon anhand David angesprochen. Er war ja ein König und Anführer, aber er ließ sich auch etwas sagen. Kein Mensch ist perfekt, auch wenn er ganz in seiner Rolle aufgeht, jeder kann immer dazulernen.

Ich zähle dazu aber auch noch etwas anderes. Und zwar geht es darum auch ungerechtfertigte Kritik zu ertragen. Also gerade dann, wenn man sich sogar sicher ist, dass man im Recht ist, zeigt sich Demut darin, sich nicht allem gleich stellen zu müssen, weil man weiß, dass man man ohnehin das Richtige tut.

Und man verlässt sich dann auf Gott und nicht darauf, dass man die Möglichkeit oder sogar die Machtmittel hätte dagegen vorzugehen. Aber man muss dabei auch in seiner Rolle tätig sein. Wer also untätig ist, da gibt es gar nichts zu bereden, ob man demütig wäre.

Und anderseits, wer etwas tut, was ihn gar nichts angeht, der ist erst dann demütig, wenn er sich sagen lässt, dass er in dieser Sache gar nichts zu reden hat. Bis dahin ist er überheblich, nur erkennt man oft nicht seine Grenzen. Sieht er aber ein und lässt sich sagen, was seine Aufgabe ist und was nicht, dann tätigt er einen demütigen Schritt.

Und darin schwankt man immer wieder hin und her und gilt auch für mich. Oder macht darin jemand andere Erfahrungen? So befinde ich es als eine gute Voraussetzung nicht dem Hochmut anheimzufallen, wenn man abschätzt inwieweit etwas noch die eigene Sache ist und was einem wirklich nichts mehr angeht bzw. klärt man das mit den zuständigen Personen.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
Benutzeravatar
Oleander
Beiträge: 18570
Registriert: Sa 2. Feb 2019, 00:04

Re: Was ist Demut?

Beitrag von Oleander »

Lena hat geschrieben: So 9. Jul 2023, 13:01 Hochmut
wäscht andern die Köpfe...
Ich habe über deine Worte mal nachgedacht...
Da kam mir in Erinnerung, wie oft mir meine Eltern " den Kopf gewaschen haben"
Oder Freunde...
Weil ich manchmal selber ned erkannte oder ...
Ich denke, es kommt immer drauf an, wie man es tut (die Wortwahl) und die "Art" des Hinweises.

Vielleicht ist man dann im ersten Moment "sauer" darüber?
" Was bildet der sich ein, wer er ist, um...?
Und irgenwann ist man darüber froh, dass jemand einem aufmerksam machte? :denken:

Ich denk da auch an die "Tempelreinigung", wie Jesus DA auftrat.(eher nicht "sanftmütig ;) )
Irgendwie auch eine Art "Kopfwaschen".
Begegne dem, was auf dich zukommt, nicht mit Angst, sondern mit Hoffnung.
Benutzeravatar
Lea
Beiträge: 514
Registriert: Mi 31. Aug 2022, 17:44

Re: Was ist Demut?

Beitrag von Lea »

Helmuth hat geschrieben: Di 11. Jul 2023, 12:33 Aber man muss dabei auch in seiner Rolle tätig sein.
Meinst du also, Demut ist eine Rolle, die man spielt?

Ich denke, Demut ist etwas, das von innen kommt. Nicht, weil man eben gerne Demut zeigen will, sondern weil man andere Normen hat, als die von menschlichen "Rollen", in denen man etwas darstellt, von dem man denkt, dass man es so tun müsse, um .... :?:
... und dann erübrigen sich Fragen hierzu:
Helmuth hat geschrieben: Di 11. Jul 2023, 12:33 Und anderseits, wer etwas tut, was ihn gar nichts angeht, der ist erst dann demütig, wenn er sich sagen lässt, dass er in dieser Sache gar nichts zu reden hat.
Wenn man nicht nur eine Rolle spielt, sondern die Demut aus dem Herzen kommt, dann muss man nicht andere korrigieren, wenn sie einen (scheinbar) falsch einschätzen. Dann geht es hauptsächlich um die eigene Reaktion, die Demut zeigt.

Demut ist nichts, wozu es eine Gebrauchsanweisung gibt, sondern sie entsteht im Herzen. Und das spürt man auch - und die (scheinbaren) Gegner werden berührt davon werden, auch wenn sie es nicht so zeigen.
Glauben (an Gott) funktioniert nicht, indem man "über" den Glauben redet, sondern indem man Glauben LEBT.
Sichtbar werden die Spuren indem sie hinführen zu Gott. Denn Gott findet man nur bei Gott selbst.
Antworten